Jane Goodall zu kritisieren ist schwer. Fast so schwer wie Peter Singer – aus ähnlichen Gründen: Beide repräsentieren eine Sicht, in der Tiere durch Menschen hierarchisiert betrachtet und von ihm her in verengender Weise gedacht werden. Biologistisch argumentierende Tierfreunde und Tierbefreier gelten vielen Aktivist*innen als unantastbare Symbolfiguren.
Doch auch Goodalls Sprache bleibt speziesistisch. Sie legitimiert Tiere über ihre Ähnlichkeit zum Menschen, statt ihre Unabhängigkeit und Eigenständigkeit sichtbar zu machen. Eine Tiersoziologie, die biologistischen Reduktionismus überwindet, muss diese Rahmen sprengen. Tiere sind keine Spiegel, keine Forschungsobjekte, keine Naturschutzinstrumente. Sie sind eigenständige Subjekte mit eigenen sozialen und kulturellen Realitäten – jenseits eines hegemonialen Darwinismus, der den Menschen (oder bestimmte Menschen) zum Maßstab der Welt erhebt.
Wer öffentlich Kritik an diesem konservativen, eindimensionalen Denken über Tiere übt, riskiert, Ikonen infrage zu stellen. Das grenzt an zeitgenössische Blasphemie. Doch gerade hier beginnt moralisch-ethische Redlichkeit aus radikal antispeziesistischer Sicht.
Und man darf dabei eines nicht vergessen: Menschen stehen für ihre Aussagen. Wer ikonisch wird, prägt Diskurse – und ist verantwortlich für die Gefolgschaft, die diese Positionen übernimmt und reproduziert. Auch deshalb müssen wir diese Stimmen kritisch prüfen und ihnen widersprechen, wenn sie die Eigenständigkeit der Tiere verdunkeln.
“In 2016, during Trump’s first presidential race, Goodall said that his performances reminds her of male chimpanzees and their dominance rituals.” https://www.ndtv.com/world-news/when-primatologist-jane-goodall-compared-trump-to-male-chimpanzees-9383629 [03.10.25]
